Philosophie für jeden Tag - Vergiss mein nicht - oder besser doch? Teil 1

    Vergiss mein nicht – oder besser doch? Teil 1

    Meine Überlegungen wurden angestoßen von einem Film, welcher uns am Freitag Anfang Mai im Seminar vorgestellt wurde. Der Film „Vergiss mein nicht“ inszeniert und spielt mit der Frage, ob es für den Menschen sinnvoll ist, schmerzliche Erinnerungen auszulöschen, mit Hilfe der Medizin / Wissenschaft. Eine bunte Tablette und jede beliebige Erinnerung kann vergessen werden, ungeschehen gemacht werden, emotionaler 'Ground Zero' sozusagen.

    Ist so eine Pille die Lösung um endlich, losgelöst von negativen Emotionen der Vergangenheit, den Augenblick zu genießen, glücklich zu leben?Oder ist das Löschen beliebiger (schmerzlicher) Erinnerungen mit Vorsicht zu genießen?

    Für das Vergessen von Erinnerungen lassen sich durchaus Argumente anbringen. Ohne die drückende Last der Vergangenheit, lässt sich der Moment losgelöster erleben.

    Selig sind die Vergesslichen: denn sie werden auch mit ihren Dummheiten fertig.“ (Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse)

    Was meint Nietzsche damit? Ich meine, er will sagen, dass es nicht schaden kann, negative Erfahrungen zu verdrängen und so zu vergessen. In „Unzeitgemäße Betrachtungen“ lobt er die Vergesslichkeit der Tiere, sie leben unhistorisch: „kurz angebunden mit ihrer Lust und Unlust, nämlich an den Pflock des Augenblickes und deshalb weder schwermüthig noch überdrüssig.“

    Die Vergangenheit behindert die Tiere oder die Vergesslichen nicht, denn sie existiert für sie nicht mehr. Erlebt – Vergangen – Abgeschlossen. Ein Fehler aus der Vergangenheit? Vergessen. Eine herbe Enttäuschung? Can't remember.

    Die Beschäftigung mit der Vergangenheit kann den Menschen am Leben im Augenblick hindern – wer kennt es nicht – die wiederkehrende Beschäftigung mit längst vergangenen Entscheidungen, das Hadern, Zögern, die Frage nach „Was wäre wenn...“, der Imperativ des „Hätte“ und „Sollte“ bestimmt unser Denken.

    Negative Erinnerungen haben Einfluss auf die Gegenwart, beispielsweise wurde man von einem Menschen enttäuscht – also begegnet man anderen Menschen künftig mit Vorsicht, öffnet sein Herz nicht zu schnell, vertraut nicht allzu leicht. Man ist gegenwärtig verschlossener – aus Erfahrung, mit gutem Grund – aber verhindert dadurch auch, dass Menschen in das eigene Leben treten, die einen nicht enttäuschen. Aber mit dieser Skepsis, dem Misstrauen im Hinterkopf – unmöglich das zuzulassen. Menschlich, allzu menschlich.

    Die große Liebe – ein kleiner Fehler, ein böser Streit – das Ende der Beziehung – zwei verletzte Herzen – gedankliche Beschäftigung mit diesem Ende – Caught in the middle. 

    And everything that you meant to me

    Is written in the pages of my history

    But it's over now as far as I can see

    Suddenly

    Things are so different, now you're gone

    I thought it'd be easy, I was wrong

    And now i am caught

    And now, caught in the middle (A1 Caught in the middle)


    Wäre da so eine „Vergesslichkeits-Pille“ nicht genau das richtige? Sozusagen eine „Pille danach“?

    Die Erinnerung einfach tilgen und weiter machen?

    Was meint ihr? → http://hit-rock-bottom.xobor.de/t24f5-Vergiss-mein-nicht-oder-besser-doch-Teil.html#msg56

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